In Kürze

Das Thüringische Flurnamenprojekt

Ein entscheidender Baustein unseres Vorhabens ist die Aufbereitung und Digitalisierung der Belegsammlung des Thüringischen Flurnamenarchivs. In einer engen Kooperation zwischen der Friedrich-Schiller-Universität, der Thüringischen Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) sowie dem Heimatbund Thüringen e.V. streben wir an, den analogen Archivbestand für alle Flurnameninteressierten des Freistaats zugänglich zu machen. Parallel dazu werden auch mehrere hundert von Bürgerinnen und Bürgern erstellte Flurnamensammlungen archiviert, um sie nach und nach in das Thüringische Flurnamenportal zu integrieren.

Um die Flurnamenforschung im universitären Kontext zu stärken, werden verschiedene Tagungen organisiert und wissenschaftliche Vorträge gehalten. Das Projekt setzt auf eine bürgerwissenschaftliche Herangehensweise, indem es Flurwanderungen, Vorträge auf Volksfesten und lokalen Veranstaltungen und verschiedene Mitmachangebote für Laien anbietet. Wir wollen ehrenamtliche Zu- und Mitarbeit fördern und die breite Bevölkerung in die Erforschung der Thüringischen Flurnamenlandschaft einbeziehen.

Das Analogarchiv

Die Erforschung und Auswertung von Flurnamen hat in Thüringen eine lange Tradition. Unser analoges Archiv, das bereits in den 1930er Jahren gegründet wurde, umfasst etwa 150.000 Belegzettel, auf denen nicht nur die Flurnamen, sondern oft auch zusätzliche Informationen zu den einzelnen Flurstücken festgehalten sind.  Neben 92 Zettelkästen und mehr als 30 kleineren Kartons beinhaltet das Archiv auch flurnamenkundliche Abschlussarbeiten von Studierenden der Friedrich-Schiller-Universität sowie mehrere hundert ehrenamtliche Sammlungen, die von engagierten Menschen Bürgerinnen und Bürgern aus ganz Thüringen zusammengetragen wurden.  

Ein großer Teil des Belegmaterials ist bereits rund 100 Jahre alt und aufgrund des schlechten Materialzustandes nicht mehr öffentlich zugänglich. Die Fülle der gesammelten Daten macht das Flurnamenarchiv jedoch zu einem einzigartigen Schatz für Disziplinen wie Geschichte, Kultur- oder Sprachwissenschaften. Nun wird intensiv daran gearbeitet, diesen Schatz zu heben und digital zugänglich zu machen.

Projektleitung und Betreuung

Unter der fachkundigen Leitung von Frau PD Dr. Barbara Aehnlich wird das Projekt vorangetrieben. Ein engagiertes Team aus wissenschaftlichen und studentischen Hilfskräften der Friedrich-Schiller-Universität Jena widmet sich der Digitalisierung und Aufbereitung der Belegzettel. Die technische und bibliothekarische Betreuung erfolgt durch die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek. Der Heimatbund Thüringen e.V. übernimmt Teile der Öffentlichkeitsarbeit und koordiniert die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und den Flurnameninteressierten im Freistaat und darüber hinaus.

Digitalisierung und Verknüpfung mit GND-Daten

Die Digitalisierung des Archivs umfasst nicht nur die einfache Umwandlung in digitale Formate, sondern auch die Verknüpfung der Gemarkungen mit den zugehörigen Orts-IDs der Gemeinsamen Normdatei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek. Zusätzlich werden alle Belegzettel gescannt und im Viewer des Portals bereitgestellt. Damit schafft das Projekt nicht nur Zugänglichkeit, sondern sichert auch den einzigartigen, bereits durch Papierzerfall bedrohten Bestand.

Zielgruppen

Das Thüringische Flurnamenportal richtet sich an ein breites Publikum, von Laien bis hin zu Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen verschiedenster Fachrichtungen. Die digitalisierten Daten eröffnen neue Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit den Flurnamen Thüringens und können weiterhin auch für neue Kenntnisse in unterschiedlichen Disziplinen, etwa der (historischen) Sprachwissenschaft, der Geschichtswissenschaft, der Archäologie, der Biologie, der Geologie, der Rechtswissenschaft oder der Volks- und Kulturwissenschaft dienen.

Das Projekt begann im Juni 2019. Die Datenbank wird kontinuierlich aktualisiert und befindet sich noch im Aufbau. Aktuell stehen bereits etwa 80.000 vollständig digitalisierte Belegzettel zur Verfügung.